Was ist Krankengymnastik am Gerät?
Krankengymnastik am Gerät (kurz: KGG oder KG-Gerät) bzw. gerätegestützte
Krankengymnastik ist eine Form der physiotherapeutischen Behandlung, die
Trainingsequipment wie Seilzugtrainingsgeräte nutzt, um krankheitsbedingte
Muskelschwächen und Bewegungsstörungen zu lindern. Sie wird, wie die Manuellen Therapie
bei chronischen Verletzungen oder nach Operationen eingesetzt, wenn die Heilungsphase
schon fortgeschritten und der Belastungsaufbau im Vordergrund steht. Besondere Bedeutung
kommt dabei Seilzug- und Sequenztrainingsgeräten zu. Durch die individuelle Anpassung der
Trainingsgeräte können spezifische Muskelpartien effektiv behandelt werden, was zur
Verbesserung der motorischen Fähigkeiten, allgemeinen körperlichen Ausdauer und Kraft
führt. Physiotherapeut:innen entwickeln dazu ein maßgeschneidertes Trainingsprogramm, das
den individuellen Ausgangszustand der Patient:innen berücksichtigt.
Wird gerätegestützte Krankengymnastik von der Krankenkasse übernommen?
Ja, die gesetzliche Krankenkasse (GKV) übernimmt die Kosten für Krankengymnastik am Gerät.
Es braucht lediglich eine entsprechende ärztliche Verordnung, die durch eine medizinische
Begründung von Ärzt:innen jederzeit verschrieben und verlängert werden kann.
Voraussetzungen an die Physiotherapiepraxen zur Durchführung der KGG sind mindestens
ein:e Physiotherapeut:in mit Zertifizierung im Bereich der gerätegestützten Therapie.
Außerdem stellt das Sozialgesetzbuch V (SGB V) Vorgaben zur Ausstattung der Räumlichkeiten,
in denen Krankengymnastik am Gerät angeboten wird. Dazu zählt unter anderem eine
Mindestgröße des Trainingsbereichs von 30 qm und seine räumliche Abtrennung vom
restlichen Praxisbereich.
In der privaten Krankenversicherung (PKV) entscheidet der individuell abgeschlossene Tarif
über die Erstattung.
Wie läuft Krankengymnastik am Gerät ab?
Vom antiken römischen Philosophen Seneca stammt das Zitat: “Wer den Hafen, zu dem er
segeln möchte, nicht kennt, für den ist kein Wind ein günstiger!” Dieses Motto gilt auch für die
KGG. Die Definition eines Therapieziels steht am Anfang der Planung der Therapie. Die
behandelnden Physiotherapeut:innen entwickeln auf dieser Basis ein Trainingsschema, um
vom derzeitigen Ist-Zustand auf den Soll-Zustand zu kommen. Dabei werden Patient:innen
immer mit einbezogen und die einzelnen Schritte besprochen: Sie sollen weder überfordert
noch unterfordert werden. Parameter sind dabei Trainingsinhalt (Was?), Trainingsmittel
(Womit?) oder Trainingsmethode (Wie?). Ebenso wie Belastungsintensität, Belastungsdauer,
Belastungsdichte, Belastungsumfang oder Belastungshäufigkeit.
Gerätetechnologie und Anwendungen
Die Technologie hinter den Trainingsgeräten ermöglicht eine präzise Kontrolle über
Widerstandsniveaus und Bewegungsbereiche, was eine sichere und effektive Stärkung der
Zielmuskulatur gewährleistet. Seilzuggeräte bieten eine variable Widerstandsregulierung, die
es ermöglicht, sehr spezifische Bewegungsmuster zu trainieren. Sequenztrainingsgeräte
hingegen sind ideal für das Training komplexer Bewegungsabläufe, indem sie die Simulation
alltäglicher oder sportspezifischer Aktivitäten ermöglichen. Diese Geräte sind besonders
wertvoll für die Wiederherstellung der funktionellen Kapazität bei Patient:innen mit
muskulären Dysbalancen oder nach Verletzungen. Die regelmäßigen Gerätetrainingseinheiten
tragen signifikant zur Mobilisierung des gesamten Körpers bei, verbessern die physische
Funktionalität und unterstützen die Schmerzlinderung.
Langfristige Vorteile und Patientenautonomie
Neben den unmittelbaren Verbesserungen in Kraft, Ausdauer und Mobilität bietet die
gerätegestützte Krankengymnastik langfristige Vorteile für die Patient:innen.
Sekundärschäden sollen präventiv verhindert werden. Die erlernten Übungen und das Training
fördern nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch die Selbstständigkeit und das
mentale Wohlbefinden der Patient:innen. Durch das Erarbeiten von Übungsprogrammen wird
Patient:innen die Möglichkeit gegeben, aktiv an ihrer eigenen Genesung mitzuwirken. Diese
Eigeninitiative ist entscheidend für den langfristigen Erfolg der Therapie, da regelmäßiges
Training essenziell für die Erhaltung und weitere Verbesserung der erzielten Fortschritte ist.
Ein auch nach der Therapie anhaltendes gesundheitsorientiertes Verhalten ist das Ziel.